Clean Language Oktober 2019
Bericht vom Seminar Clean Language Oktober 2019
Termin: Samstag, 05.10.2019
Zeit: 9:30 – 17:00 Uhr
Ort: EineWeltHaus
Schwanthalterstraße 80 RGB
80336 München
Kosten: 75 €
Zusammenfassung von Heidi Ruhbaum:
Doris ging es darum, erlebbar zu machen, wie sehr Metaphern unser Denken und unsere Sprache prägen, dass es möglich ist, mit wenigen Fragen unsere eigenen, inneren Bilder bewusst zu machen. Anhand von zunächst zwei Fragen, die in „Clean Language“ am häufigsten verwendet werden, konnten wir unsere eigenen Bilder oder Metaphern zu verschiedenen Themen und Fragestellungen genauer bestimmen:
„Was für eine Art von … ist …?“
„Gibt es da noch etwas über …?“
=> Das Gegenüber wiederholt immer wieder wörtlich das Gesagte.
Die Fragen werden genau in diesem Wortlaut gestellt, ohne persönliche Formulierungen zu verwenden. Dadurch wird vermieden, dass die fragende Person eigene Vorstellungen, Vermutungen oder Interpretationen einbringt und die/den Befragte*n damit von seinen ganz eigenen Wörtern, Bildern wegbringt. Es geht also darum, „cleane“ Fragen zu stellen. Genauso stellt das wörtliche Wiederholen des Gesagten sicher, dass die fragende Person keine eigenen Worte verwendet, wie das beim Spiegeln oder Paraphrasieren der Fall wäre.
Mit diesen zwei Fragen in Kombination mit einem einfachen Modell, das sich Clean-Setup nennt und von Caitlin Walker entwickelt wurde, starteten wir in den Tag:
• „Wenn dieser Workshop so wird, wie du ihn gerne hättest, dann ist er wie was?“
• „Damit dieser Workshop so wird, bist du wie was?“
• „Welche Ressource oder Unterstützung brauchst du?“
Verschiedentliche andere Themen wie Fähigkeiten, Sinne, Ressourcen oder Bedürfnisse boten uns weitere Übungsgelegenheiten, innere Bilder hervorzuholen. In Zweier-, Dreier- oder Vierergruppen ging es ans Werk. Wir forschten zu folgenden Fragestellungen, die hier beispielhaft aufgezählt werden:
• „‘Sieh, eine Brücke!“ Und was passiert bei dir, wenn ich sage ‚Sieh, eine Brücke‘“?
• „Wenn du Musik hörst, bist du wie was?“
• „Was passiert bei dir, wenn ich ‚Leichtigkeit‘ sage?“
Mit einer Ausgangsfrage zum Einstieg und ergänzenden Clean-Language-Fragen konnten Ressourcen geradezu modelliert werden. Vielen unter uns gingen Lichter auf, als sie erkannten, was z.B. die Ressource „Verbundenheit“ bildlich bedeutet, und mit was das zusammenhängt. Offensichtlich werden abstrakte wie konkrete Begriffe von Mensch zu Mensch unterschiedlich gesehen und erfahren. Einige von uns waren sogar erinnert an kontemplative Dyaden. Die eigene Erlebniswelt ist es, worum es geht, ohne jegliche Einflussnahme der fragenden Person. Damit hatten wir einen ersten Eindruck, inwieweit diese Technik für Therapie, Coaching oder Beratung relevant sein kann.
Doris vermittelte uns auch einiges Theorie und wies darauf hin, dass „Clean Language“ ursprünglich aus dem therapeutischen Bereich kommt. Der aus Neuseeland stammende Psychotherapeut David Grove entdeckte in den 80er Jahren, dass er große Heilungserfolge hatte, wenn er die Metaphern der Menschen wörtlich nahm. Daraus entwickelte er die Fragetechnik und Haltung der „Clean Language“: Die Aufmerksamkeit dient ausschließlich dem/der Klient*in, dem/der Neugierde und bedingungslose Akzeptanz zuteil wird.
Darüber hinaus gibt es weitere Anwendungsgebiete: Gesundheitswesen, Forschung, Teamentwicklung, Kreatives Denken und vieles mehr. „Clean Language“ wird in unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt, um Sachverhalte mittels Interviews genau zu spezifizieren. In England nutzt beispielsweise die Polizei cleane Fragen bei Zeugenvernehmungen. Die Einsatzgebiete sind so vielfältig, da sich „Clean Language“ nicht nur auf der Ebene von Metaphern und Bildern anwenden lässt, sondern sie kann auch im Bereich von Konzepten, wie Absichten, Ideen, Urteilen etc., sowie auf der Ebene der Wahrnehmung (sehen, hören, fühlen etc.) hilfreich sein.
Verbreitet hat sich die Methode bislang vor allem in England, Frankreich, Neuseeland und in den USA; auch in Deutschland gewinnt sie zunehmend an Bekanntheit. Das Potenzial im Zusammenhang mit empathischem Coaching wurde von Klaus Karstädt gesehen, der in seinem Ausbildungsprogramm der „Clean Language“ eine Einheit einräumte. Doris übernimmt in diesem Jahr schon zum zweiten Mal diese Einheit. Sie ist eine unter wenigen Menschen in Deutschland, die „Clean Language“ weitergeben.
Wir bekamen noch einige Informationen bezüglich Metaphern in unserer Sprache, wie sie in der Politik, in den Medien angewendet werden. Dieser sprachliche Aspekt hat einen großen Einfluss auf unser Denken und unsere Meinung.
Doris gab den Teilnehmer*innen ein kleines, 35 Seiten umfassendes Büchlein an die Hand, in dem sie die Inhalte des Workshops und Einiges mehr übersichtlich und ansprechend gestaltet hat. Überschrieben mit „Clean Language – der direkte Draht zu innerem Wissen“ geleitet uns diese Lektüre über den Workshop hinaus und vielleicht auch ein Stück mehr zu unserem inneren Wissen.